Komfortzonenmodell oder 3- Sektoren- Modell

„Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu belassen und zu hoffen, dass sich etwas ändert.“

-Albert Einstein-

Das Komfortzonenmodell …

…(auch 3- Sektoren- Modell oder 3-Zonen- Modell genannt) ist eine Modellbeschreibung. Es geht darum zu verstehen, unter welche Bedingungen wir als Menschen am besten lernen und uns weiterentwickeln können.
In diesem Beitrag erfährst Du…

  • …was „Komfortzone“ eigentlich bedeutet
  • …warum diese für uns wichtig ist
  • …weshalb es für uns genauso wichtig ist dass wir die Komfortzone (oder auch Wohlfühlzone) regelmäßig verlassen
  • …was der Gewinn sein kann, wenn wir uns außerhalb der Komfortzone tummeln
  • …warum es manchmal so schwer ist genau dies zu tun!
  • …und wie wir als Erlebnispädagogen *innen Menschen dabei helfen können ihre „Wohlfühlzone“ zu verlassen
Das KOmfortzonenmodell ist ein Lernmodell der Erlebnispädagogik

Am Ende dieses Artikels findest Du unser Schaubild zum Komfortzonenmodell als Download. Außerdem eine verkürzte Fassung dieses Artikels als kostenloses pdf- Dokument!

IN der Erlebnispädagogik arbeiten wir gerne mit dem KOmfortzonenmodell oder 3- Zonen- Modell
Die Komfortzone. Warm, weich, bequem und… auf Dauer langweilig!

Die Komfortzone lässt sich mit einer warmen, weichen Couch vergleichen. Da liegen wir, und während es draußen kalt und regnerisch ist haben wir es uns bequem gemacht. Vielleicht mit einer Tasse Tee und einer großen Tafel Schokolade oder einem Eimer Popcorn. Und im Fernsehen läuft…was Du willst!

Die Komfortzone ist da wo wir uns sicher fühlen. Wo wir abschalten und können. Wir fühlen uns wohl und haben keinerlei Stress oder Druck. In der Komfortzone handeln wir wie wir es gewohnt sind. Wir haben mit Menschen zu tun die wir kennen. Wege die wir gehen sind uns vertraut. Wir tun die Dinge routiniert, Abläufe sind bekannt, alles funktioniert wie gehabt. Das Geschenk der Komfortzone: Abschalten, Auftanken, Pause machen!

Was vor Allem in dieser Wohlfühlzone NICHT passiert ist: Veränderung! Hier passiert kaum etwas Unerwartetes und wir lernen nichts Neues. Der Fernseher liefert lediglich Sekundärerlebnisse. Wir werden psychisch wie physisch träge! Und ganz sicher finden wir hier nicht die Erfüllung unserer Wünsche, Träume, Visionen oder gar die Erweiterung unseres Horizontes.

Die Lernzone- auf zu neuen Abenteuern!

Diese Zone wird auch Lernzone, Wachstumszone oder Risikozone genannt. Hier findet Veränderung statt! In dieser Lernzone verlassen wir unser Schneckenhaus! Wir begeben wir uns auf neues, unbekanntes Terrain. Altbekannte Muster oder Verhaltensweisen greifen nicht mehr wie gewohnt. Wir müssen uns neu anpassen, hinterfragen, orientieren! Wir überschreiten also demnach (subjektive) Grenzen. Diese Grenzen sind jedoch sehr individuell. Der Eine betritt diese Zone beim Verlassen der Wohnung ohne Handy. Die Andere erst beim Überqueren der Seilbrücke in luftiger Höhe!

Bewegen wir uns öfter und regelmäßig in diesen neuen Bereichen der Lernzone erweitern wir unsere Komfortzone. Wir lernen, bewusst oder unbewusst, uns dort zu orientieren und uns nach und nach dort sicher zu fühlen. Demzufolge haben wir etwas Neue erfahren oder dazu gelernt!

In der Erlebnispädagogik helfen wir Menschen ihr Schneckenhaus zu verlassen

In der erlebnispädagogischen Arbeit begleiten wir Menschen aus ihrer Komfortzone heraus. Wir holen sie von der roten Couch und sorgen liebevoll und in einem sicheren Rahmen für neue Erfahrungen. Wichtig dabei ist: Auch wenn sich Teilnehmer *innen (z.B. beim Abseilen) subjektiv in Lebensgefahr befinden, sind sie sich nie tatsächlich in Gefahr. Dafür haben wir als Erlebnispädagogen *innen gesorgt. Denn der Gewinn in der Lernzone ist schnell dahin wenn wir uns plötzlich in der nächsten Zone wiederfinden: Der Gefahrenzone!

IN der Gefahrenzne wird Lernen unmöglich
Die Gefahrenzone. Alarmstufe rot statt roter Couch…

Werden wir übermütig (oder fordern wir das Schicksal zu sehr heraus), finden wir uns hier wieder. Und alles was wir in der Gefahrenzone wollen ist: Schnell wieder auf die Couch! Also die kuschelige Komfortzone. Hier fühlen wir uns existenziell bedroht. Es geht ums Ganze! Wir sind nicht mehr in der Lage unsere Handlungsweise zu reflektieren oder Herr* in der Lage zu werden. Subjektiv, aber auch von außen betrachtet sind wir in einer Notfallsituation. Unser System (Gehirn) schaltet auf „Notfallbetrieb“: Kampf oder Flucht! Der Adrenalinpegel steigt. Die Atmung wird schnell und flach. Im schlimmsten Fall drohen Kontrollverlust und Panik!
Der Gewinn der Gefahrenzone: Bestenfalls die Geschichte die wir danach erzählen können. Die Lern- und Hirnforschung hat gezeigt, dass Lernen hier kaum mehr möglich ist. Die für das Lernen relevanten Bereiche in unserem Gehirn (frontaler und kortikaler Bereich) sind überreizt. Wir fallen zurück in tiefer liegende Kindheitsmuster oder reagieren möglicherweise sogar völlig irrational.

Das Komfortzonenmodell in der Erlebnispädagogik

Was sind nun die Schlüsse die wir aus dem Komfortzonenmodell für unsere Arbeit ziehen können? Zunächst ist eines wichtig zu verstehen: Wer sich aufmacht und auf Klassenfahrt oder eine Reise begibt hat unter Umständen die Komfortzone schon vor dem Besteigen des Busses vor der Haustüre verlassen. Gerade junge Menschen sind möglicherweise das erste Mal weg von zu Hause. Die Eltern werden vermisst. Möglicherweise auch das eigene Zimmer oder Bett. Oder das gewohnte Essen sowie das aus Scham zu Hause gelassene Kuscheltier. Aber auch Erwachsene (z.B. Teilnehmer *innen unserer Ausbildungsgruppen) machen sich zu Anfang auf ins Ungewisse! Sie begegnen fremden Menschen. Sie begeben sich an unbekannte Plätze und reisen vielleicht mit Sorgen und Befürchtungen an.
Was braucht es also, bevor wir gemeinsam die Lernzone erforschen? Richtig! Ein wenig Komfortzone! Ein liebevoller Empfang an der Hütte, ein leckere Snack, ein nettes Ambiente und das Gefühl „Hier bin ich in guten Händen“!

Das 3 Zonen Modell dient zum Verständnis des Lernens in der modernen Erlebnispädagogik

Die ersten Stunden oder gar Tage verbringen wir damit, uns eine gemeinsame Komfortzone zu erschließen. Und auch herauszufinden wo genau diese Komfortzone der einzelnen Menschen endet, wie sie beschaffen ist und was sie jeweils benötigt. Erst dann öffnen wir unseren Bauchladen und laden freundlich dazu ein Neuland zu betreten.

Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass nicht jeder Mensch immerzu scharf auf Veränderung ist. Klar muss aber sein, dass Bequemlichkeit eher weniger zu Veränderung führt. Siehe auch Albert Einsteins weise Worte zu Anfang dieses Artikels!

Erlebnispädagogik bedeutet Komfortzone Verlassen!
Was braucht es um Komfortzonenverlassensbegleiter *in zu sein?

Bei der Arbeit mit Menschen braucht es ein besonderes Maß an Empathie und Achtsamkeit. Denn so unterschiedlich die Menschen sind, so verschieden sind die individuellen Komfortzonen. Wir Menschen tendieren in der Regel eher dazu, es uns in der Komfortzone bequem zu machen. Manchmal sind es sogar dramatische Ereignisse die uns aus dieser vertreiben. Und manchmal sind es ein paar Erlebnispädagogen *innen die uns dazu animieren Dinge zu tun, die wir alleine niemals gewagt hätten. Um die Komfortzone zu verlassen und die vermeintliche Gefahrenzone zu betreten brauchen wir Menschen einen guten Grund, ein wenig Sicherheitsgefühl in der Unsicherheit und eine gute Portion intrinsische Motivation. Darüber hinaus müssen wir dies freiwillig tun, denn ansonsten landen wir –zumindest im Kopf- schnell in der Panik- Zone!

Ebenso wichtig wie der warme Empfang zu Beginn der Reise ist die Sicherheit, dass die Komfortzone auch nach dem Abenteuer wieder auf uns wartet. Hier erholen wir uns, haben Zeit und Gesellschaft unsere Erlebnisse zu teilen. Und wir werden uns bewusst, dass uns unsere Heldentaten ein wenig verändert haben! Als Erlebnispädagogen *innen sorgen wir im Rahmen unseres Settings dafür, dass abends das Lagerfeuer brennt. Dann versammeln den Stamm darum und lauschen den erlebten Geschichten…

Unser Schaubild zum Komfortzonenmodell kannst Du hier downloaden. Klicke einfach auf das Bild!

Den stark verkürzten Artikel als pdf- download findest Du HIER!

Zum Autor

Leif ist nunmehr offiziell über die Hälfte seines Lebens in der Erlebnispädagogik unterwegs. In der zweiten Hälfte der ersten Hälfte (Studium) durfte er mitunter leidvoll erfahren, dass es mehr Bücher als Zeit gibt. Daher und um dieses Verhältnis für die Nachwelt wieder zu ändern schreibt er hochambitioniert Zusammenfassungen von Zusammenfassungen. Und hofft dass deren Essenz dennoch erhalten bleibt…

Leif Cornelissen, Diplom- und Erlebnispädagoge