Meine Entscheidung zur Ausbildung bei N.E.W. Jules Trilogie

Ein Erlebnisbericht vor, während und nach dem Sommerkurs zur Erlebnispädagogik
Teil 1

In diesem Dreiteiler beschäftige ich mich mit der Frage, was Erlebnispädagogik für mich bedeutet, was mich dazu führt, in diese weiter einzutauchen, diese selber erfahren zu wollen und warum ich mich dafür entschieden habe, diesen Weg mit N.E.W. zu gehen.
Hier kommt mein erster Teil, den ich vor dem Start meiner Ausbildung Erlebnispädagogik geschrieben habe.
Ach ja, ich bin Jule!

Jule in den Highlands
Schottische Hochebene vor meiner Ausbildung Zur Erlebnispädagogin

Die Bedeutung von Erlebnispädagogik für mich

Zunächst fällt mir da das Stichwort „Erleben“ ein.
Zum einen das Erleben durch Interaktionsprozesse zwischen Individuen. Also in einer Gruppe. Zum anderen das Erleben durch die Wahrnehmung des inneren Selbst.

  • Was brauche ich, um glücklich zu sein?
  • Wo sind meine persönlichen Stärken und wie kann ich diese aktivieren?
  • Wo sind meine Grenzen?
  • Habe ich den Mut, mich über meine mir Sicherheit gebenden Grenzen hinaus zu wagen?

Diese Fragen tauchen immer wieder auf und suchen nach neuen Antworten. Diese Antworten können sich mit der erfahrenen Zeit auch verändern. Mit dem Erleben.
Die Erlebnispädagogik kann für alle Menschen eine Unterstützung darstellen, sich auf die Suche nach dem eigenen Selbst zu begeben oder die eigene Rolle im Rahmen von Gruppenprozessen zu erleben und wahrzunehmen.
Und beides beeinflusst sich gegenseitig. Das Entfalten der eigenen Individualität und das Verstehen der eigenen Rolle in einer Gruppe kann nicht voneinander getrennt gedacht werden.
Durch individuelle Erfolgserlebnisse kann eine erweiterte Selbstwertstärkung erreicht werden. Auch das Selbstvertrauen wird größer. Das gleiche kann aber auch in Gruppenprozessen geschehen. Hier kann zudem erkannt werden, welche Rolle das Individuum in einer Gruppe einnimmt und die Teamarbeit kann gut reflektiert werden.

Über Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl

  • Wie entsteht denn dieses Selbstvertrauen?
  • Und wodurch soll das Selbstwertgefühl gestärkt werden?

Eben durch das Erfolgserlebnis.
Situationen, die für Dich erstmal ein Problem darstellen. Oder Situationen, in denen du Ängste spürst. Genau diese bringen Dich zu Erfolgserlebnissen und lassen dich wachsen. Und Dir Deiner Stärken Bewusst werden.
Wichtig dabei ist der Blick auf die Entwicklungen und Erfolge im Prozess. Außerdem auf die im Vordergrund stehenden Stärken.

Stell Dir vor, ein Mensch hat viele Erfahrungen wie Misserfolg oder Diskriminierung machen müssen. Dann gibt es nichts schöneres, als diesen Menschen eigene Stärken und Erfolgserlebnisse spüren zu lassen. Den Zugang zu sich selbst wieder zu ermöglichen.

Sophie in Schottland vor der Ausbildung Erlebnispädagogik
Lernen in der Natur mit Erlebnispädagogik- ein Teil Trilogie Ausbildung Erlebnispädagogik Erfahrungsbericht

Lernen in und mit der Natur

  • Wie verhält sich die Natur?
  • Was braucht die Natur (nicht), um leben zu können?
  • Was bringt mir die Natur bei?

Das sind Fragen, denen mit der Erlebnispädagogik nachgegangen werden kann.
Gerade in einer Zeit, in der viele Menschen nicht mit, sondern entgegengesetzt der Natur leben.
Wir wollen einen achtsamen Umgang mit uns selbst und mit anderen Menschen erlangen. Ein nachhaltiger Umgang mit der Natur ist Teil davon. Ohne das Bewusstsein für die Natur, kann ein achtsamer Umgang zwischen Menschen nicht funktionieren. Viele kommende Generationen würden nicht gesehen werden.

Um zu sich selbst zu finden ist es wichtig, sich mit eigenen Ressourcen auseinanderzusetzen.

Diese Auseinandersetzung kann am besten im Austausch mit der Natur erfolgen.
Es hat eine Bedeutung, mit eigener Kraft Problemsituationen zu bewältigen. Mit natürlichen Mitteln können neue Wege und Erkenntnisse gewonnen werden.
Ich versuche es mit einem bildlichen Beispiel zu erklären: Bei einer Flussüberquerung in Lappland wurde ich von unerwartet viel Wasser überrascht. Kurz vorher regnete es stark. Ich versuchte mir mit Steinen, die ich ins Wasser warf, weiterzuhelfen. Es ging schon etwas besser. Trotzdem sah ich mich schon mit plitsch-nasser Hose aus dem Fluss kriechen. Dann kamen zwei Wandernde aus meiner Zielrichtung. Mit Händen, Stöcken und weiteren Steinen konnte ich endlich den Fluss überqueren. Das war ein wundervolles Gefühl! Ich fühlte mich stark!

In einer Zeit mit maßlosem gesellschaftlichem Konsumüberfluss ermöglicht die Natur dem Menschen, zurück zum wesentlichen zu finden. Es ist eine wertvolle Erfahrung zu begreifen, was wir wirklich zum Überleben brauchen und auf was wir alles verzichten können.
Es kann so befreiend sein, sich von Dingen zu lösen. Nur bei sich und der eigenen Intuition sein zu dürfen.
In der Natur können wir mit unseren Gedanken zu unserem Selbst finden. Der reizbefreite Raum ermöglicht uns achtsam zu sein. Das achtsame Wahrnehmen aller Sinne geht im trubeligen Alltag oft unter. Es ist eine große Bereicherung, sich auf das, was wir in diesem Moment sehen, hören, riechen, schmecken und an unserem Körper fühlen, zu konzentrieren.

Zu der Frage, wer ich bin und was mich zur Erlebnispädagogik bewegt

Das Wandern in die Ferne

Wenn ich daran denke, was mich in den letzten Jahren weitergebracht hat, denke ich vor allem an zwei sehr wertvolle Reisen, in denen ich erleben durfte, was ich wirklich zum Leben brauche und welche Kräfte ich habe, wenn mir Situationen als aussichtslos erscheinen. Bei Fernwanderungen in den schottischen Highlands und in Lappland hatte ich alles, was ich benötigte, in meinem Rucksack. Für mich bestand diese wertvolle Erfahrung aus einem wachsenden Selbstvertrauen, einer Verbundenheit zur Natur und unglaublich viel Freude.

Floßbau in Südfrankreich

Als ich als FSJlerin mit einem erlebnispädagogischen Projekt in Südfrankreich war, inspirierte mich die Aufgabe, mit dem vorhandenen Material ein Floß zu bauen. Die Begeisterung war nicht explizit auf das Floß bezogen, sondern auf die Tatsache, dass die Gedanken angeregt werden, sich in bestimmten Situationen, mit dem, was da ist, weiterhelfen zu können und durch Spontanität und Flexibilität aus Problemsituationen rauszukommen.

Schottische Hochebene- Trilogie Ausbildung Erlebnispädagogik Erfahrungsbericht
Viele Jahre Kampfkunst: Kung-Fu

Aus meiner langjährigen Zeit als Kung-Fu-Lernende, in der ich mich einige Jahre als Co-Trainerin für Kinder engagiert habe, habe ich gelernt, welche Bedeutung Zuverlässigkeit, Vertrauen und gemeinsame Erfolgserlebnisse haben können. Auch hier können Selbstverteidigungsübungen oder Sparring ein Gefühl für den Gegenüber und natürlich für sich selbst erzeugen.
Das war meine erste Erfahrung, Kinder-Gruppen zu begleiten, jedoch vor allem mich selbst.

Draußen schlafen

Im Rahmen eines Erlebnispädagogischen Seminars in meinem Studium war die Aufgabe, als Gruppe eine Expedition zu planen und anschließend durchzuführen. Es wurde nichts vorgegeben, weshalb die Teamarbeit umso spannender wurde.
Wer würde mehr und wer würde weniger zur Planung beitragen?
Die Entscheidung fiel auf Wandern und in einer Höhle schlafen.
Kurz vorm Ziel hatte ein Teilnehmer unerwartet Übelkeit und starke Schwäche. Wir konnten also nicht weitergehen. Es war spannend zu sehen, wie rücksichtsvoll und hilfsbereit die Gruppe agierte. Schließlich schliefen wir im Wald unter dem Sternenhimmel, was keine weniger schöne Erfahrung war.

Wozu also die Ausbildung zur Erlebnispädagogin?

Eine schöne Vorstellung für mich ist, wenn ich anderen Menschen(gruppen) die Möglichkeit geben kann, Erfahrungen der Selbstwirksamkeit, der Problembewältigung und der Nähe zur Natur zu machen. Zudem wünsche ich mir, diese Menschen bei herausfordernden Abenteuern begleiten zu können.
Eine Ausbildungsgruppe bietet eine gute Möglichkeit, selber tiefer in die Erlebnispädagogik einzutauchen. Selber in verschiedenen Bereichen Erfahrungen zu sammeln. Das möchte ich. Und ein intensiver Gruppenprozess macht mich neugierig. Ich möchte meiner Neugierde nachgehen und mein Erleben auf mich wirken lassen.
Die Ausbildung Erlebnispädagogik ist deshalb der nächste Schritt für mich.

Wasserfall auf meiner erlebnisreichen Reise

Du hast keine zweite Chance

Ehrlich gesagt wird es in meinem Leben vielleicht keine zweite Chance geben, mich so intensiv in eine neue Erfahrung meines Selbst zu begeben. Weil diese Selbsterfahrung so großen Wert für mich hat und ich mein volles Potential als Menschen ausschöpfen will, soll das der Kern meiner Ausbildung Erlebnispädagogik sein.
Die Corona-Angst kann also zu einem deiner wichtigsten persönlichen Entwicklungsschritte werden, wenn Du mit einer förderlichen Perspektive an sie herantrittst.
Du entscheidest, was Corona mit Dir macht.

Diese Krise wird einen Wandel provozieren. In welche Richtung es dabei gehen wird, entscheiden wir. Um eine Perspektive auf die Coronakrise einzunehmen, die Dein persönliches Wachstum unterstützt, kann es förderlich sein, Dich tiefer mit Deiner Angst auseinander zu setzen.

Weshalb ich mich für die Ausbildung bei N.E.W. entschieden habe

Das Meer der erlebnispädagogischen Angebote
Vielleicht geht es Dir genauso wie mir, kurz vor meiner Entscheidung. Diese vielen Anbieter mit ihren verschiedenen Ansätzen können einen echt erschlagen! Und alle scheinen irgendwie ganz toll zu sein und unterscheiden sich mal mehr und mal weniger voneinander.

Bei mir kamen dann Fragen auf wie:

  • was begeistert mich denn an der Erlebnispädagogik?
  • Was möchte ich lernen und weitergeben können?
  • Und vielleicht auch ein bisschen, welche Philosophie des Menschen ich habe.
Ausbildungsgruppe im Schwarzwald

Diese Fragen brauchen Zeit! Und eine intensive Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Herangehensweisen. Schließlich legt Deine Entscheidung fest, auf welche Reise du dich mit der Erlebnispädagogik-Ausbildung begibst.

Jule und ihre Ausbildung zur Erlebnispädagogik bei N.E.W.

Meine Entscheidung zur Ausbildung bei N.E.W.

Tatsächlich bin ich meinem Bauchgefühl gefolgt, das ich schon zu Beginn meiner Suche hatte.

Einige Anbieter gaben mir das Gefühl, den Fokus auf das Erlernen verschiedener Natursportarten zu legen und mit Mutproben im Hochseilgarten Erfolgserlebnisse erreichen zu wollen. Nicht, dass ich keine Liebhaberin von Natursportarten wäre, aber bei der Erlebnispädagogik steht einfach was anderes für mich im Vordergrund.

Gerade diese Naturbezogenheit von N.E.W. hat für mich eine wichtige Bedeutung! Dass im Vordergrund Abenteuer und Problembewältigungsstrategien in und mit der Natur erfahren werden. Nicht mit Beihilfe verschiedener materieller, künstlicher Gegenstände.

Zudem hat mich der Fokus auf die Freiwilligkeit überzeugt. Wie sollen Menschen durch gezwungene Mutproben ein höheres Selbstwertgefühl erlangen? Generell liegt uns Menschen ja die angeborene Lust, das Leben zu entdecken und sich selber auszuprobieren inne. Warum also diese Lust durch Pflichten zerstören?

Während meiner Schulzeit auf der freien Schule Kapriole habe ich viele Jahre Freiwilligkeit und Freiheit erfahren dürfen. Diese mein Leben bereichernde Erfahrung möchte ich in der Erlebnispädagogik nicht missen.

So wie alle Menschen freiwillig Abenteuer erleben sollten, sollten auch alle ihre eigene Erlebnispädagogik finden dürfen. Es gibt eben nicht DIE eine Form, die für alle die richtige ist. Da sind verschiedene Wege, Erlebnispädagogik zu erleben oder zu begleiten.

Und auch hier, hat mich meine Entscheidung wieder zu N.E.W. geführt.

Kein vorgegebenes Vorgehen mit Menschengruppen, sondern die individuelle Anpassung von Methoden an die Bedürfnisse der Gruppe. Wach sein und herausfinden, was die Gruppe mit all ihren Individuen braucht.

Möglicherweise (und hoffentlich) ist das ein erlebnispädagogischer Ansatz, der sich über verschiedene Anbieter streckt. Ich habe jedoch keinen gefunden, der einen so großen Fokus darauf legt wie N.E.W.

N.E.W. spricht mich an, weil Wert auf Selbsterfahrungen gelegt wird, ohne die es womöglich schwierig wäre, andere Menschen bei diesen Erfahrungen zu unterstützen. Ich denke, dass das Weitergeben und Begleiten von Methoden prinzipiell wirksamer ist, wenn man bereits die gleichen Erfahrungen gemacht hat. Außerdem hat der eigene Spaß an den Aufgaben und Methoden einen großen Wert.

Spannend finde ich den systemischen Ansatz in der Erlebnispädagogik! In meinem fünf-monatigen Praktikum in einer Beratungsstelle habe ich die systemische Beratung kennenlernen dürfen und bin davon fasziniert, was ein ressourcenorientierter Blick bewirken kann. Wie mag dieser Ansatz wohl in der Erlebnispädagogik gestaltet werden?

Noch hat die Ausbildung nicht begonnen. Ich bin also voller Vorfreude und kann den Start kaum erwarten. Meine Neugierde ist groß. Nach einem Kennenlern-Spaziergang mit Sarah und Stephan fiel es mir leicht, eine Entscheidung zu treffen. Diese fühlt sich jetzt noch sehr gut an.

Die Gesprächsdynamik, das miteinander in Gedanken sein und der sehr authentische und empathische Umgang bestätigten mein Bauchgefühl.

Es wird ein weiteres Kapitel meines Lebens sein. Wie es wird, weiß ich nicht. Aber ich freue mich dies rauszufinden. Und bin mir sicher, dass es eine wertvolle Reise für mich wird!

Naja, und wenn ihr ähnliche Vorstellungen von eurer Ausbildung Erlebnispädagogik habt, dann nehmt euch Zeit, lasst die Anbieter auf euch wirken und hört auf eure Intuition. Jule im Mai 2020

Du willst wissen wie Jule’s  Erfahrungsbericht weiter geht? …hier gehts zu Teil 2!

Ziege am Meer von Kalymnos