Authentizität:
Wie Du bist, wer Du bist

Du willst wissen, wie man Authentizität buchstabiert, …

… okay, damit können wir Dir aushelfen:

Authentizität.

(Mit „th“ in der Mitte.)

So, Deine Frage in Sachen Rechtschreibung haben wir Dir beantwortet…

… aber bevor Du gleich wieder wegklickst:

Wir können Dir hier auch verraten, wie Authentizität zu Deiner Superkraft in der Arbeit mit Menschen wird. Wir wollen mit Dir teilen, wieso es so wertvoll ist Menschen mit Authentizität zu begegnen – egal was Du tust.

Denn so viel vorweg: Authentizität ist (pädagogisch) extrem wirksam.

Los geht’s.

Authentizität in der Erlebnispädagogik ist deine Superkraft.
Wenn Menschen eine Rolle annehmen und nicht authentisch sind, bekommen wir ein komisches Gefühl.

Ein komisches Gefühl…

Du kennst das: Du schaust Dir ein Youtube-Video an und der Mensch, der da mit Dir spricht wirkt irgendwie „aufgesetzt“.

Einfach nicht echt.
Irgendetwas stimmt nicht …

… und deshalb kannst Du Dich kaum auf das konzentrieren was er sagt, sondern nur wie er es sagt. (Mit dem Potenzial Dich in den Wahnsinn zu treiben!!!)

Wir Menschen haben einen Sensor dafür, wenn andere Menschen uns in einer bestimmten Rolle begegnen. Wenn wir das Gefühl haben, dass Sie uns eher einer „Persona“ – einer aufgesetzten Maske – begegnen, anstatt uns ihr wahres Selbst zu zeigen.

Authentizität und Komfortzonenerweiterung

Wenn wir einem Menschen mit Maske begegnen reagieren wir von Natur aus erstmal skeptisch. Es fällt uns Menschen dann schwer Vertrauen zu dieser Person aufzubauen. Pädagogische Arbeit und insbesondere die Erlebnispädagogik verlangt aber unter Umständen viel Vertrauen von den Teilnehmenden.

Denk mal ans Klettern: Du begibst Dich, an einem Seil gesichert, in große Höhen. Das bist Du in Deinem Alltag nicht gewohnt und bringt Dich deshalb an den Rand Deiner Komfortzone.

Aber der Kletterguide, dem Du in gewisser Weise Dein Leben anvertraust, macht eins auf obercool: „Ist doch alles no Problemo! Klettern ist doch easy – ist doch alles Safe, weil das Seil TÜV geprüft ist und die Sicherungsgeräte….“

Gewinnst Du dann mehr Vertrauen? Oder eher weniger? Oder wäre es Dir nicht lieber, einen Kletterguide zu haben, der zugeben kann, dass er sich zu Beginn seiner Kletterkarriere schon in 3 Metern Höhe vor Angst in die Hose gemacht hat? Welche Person hilft Dir mehr, über Deine Grenze hinaus zu wachsen?

Abseilen mit Achter.
Deine Authentizität fördert die Gruppendynamik.

Authentizität und Gruppendynamik

Egal ob Du mit Menschen am Kletterfels arbeitest, als Lehrer *in vor einer Schulklasse stehst oder Dein authentisches Auftreten kann Menschen dabei unterstützen, (über Ihre Komfortzone hinaus zu) wachsen.

Wenn Du Dir selbst erlaubst, authentisch zu sein, dann erlaubst Du das im Gegenzug auch den Menschen mit denen Du arbeitest. Du bist Vorbild und lädst die Menschen, die Dich umgeben ein, auch mehr von ihrem wahren Selbst zu zeigen.

Das hat zur Konsequenz, dass Menschen sich in einer neuen Qualität begegnen: Denn wenn alle sich trauen ein Stück mehr von ihrem wahrhaftigen Wesen zeigen, ermöglicht das neue Tiefen in der Begegnung miteinander.

Und schon hast Du – nur indem Du ein bisschen mehr Du selbst warst – einen ganz neuen, tiefschürfenden Twist in die Gruppendynamik eingebracht. Mehr Nähe zwischen den Menschen geschürt. Authentischere Begegnungen der Teilnehmenden untereinander gefördert.

Authentizität braucht Mut

Diese Maske wollen wir auf keinen Fall verurteilen. Denn sie hat eine wichtige Funktion. Sie schützt unser Selbst vor der Kritik der Menschen, mit denen wir da arbeiten.

Schließlich kennen wir sie nicht.

Wenn Kritik von Teilnehmenden kommt, dann könnten wir so immer noch sagen: „Sie kritisieren ja nur die Maske – und nicht mein echtes Ich.“

Vor einer Gruppe wildfremder Menschen authentisch zu sein, verlangt also Deinen Mut. Gerade in den Anfangsphasen deiner Karriere als Erlebnispädagoge, als Lehrer oder als Workshopleiter *in, kostet Dich das vielleicht erstmal Überwindung. Die gute Nachricht ist, dass dieser Schritt unweigerlich Deine eigene  Komfortzone erweitern wird. 😉

Authentizität heißt auch mal keine Angst haben Dich vor der Gruppe zum Affen zu machen.
Authentizität bedeutet in Deiner Anleitungsrolle zu Dir selbst zu finden.

Das Problem mit der Maske

Manchmal glauben Pädagogen *innen, man müsste für eine bestimmte Situation eine bestimmte Maske aufsetzen. Zum Beispiel, weil er*sie den Job zum ersten Mal macht und vor dem Kunden möglichst kompetent wirken möchte.

Das Problem ist: Der Schuss geht fast immer nach hinten los… denn gerade Kinder und Jugendliche haben hierfür eine ganz besondere „Antenne“. (Diese nennen wir auch gerne „Bullshit-Filter“). Aber auch Erwachsene können sich durch aufgesetzte Rollen, veräppelt vorkommen. Und dann geht plötzlich gar nichts mehr: Du hast die Gruppe verloren und der Drive ist raus.

Unsere Erfahrung hat uns gelehrt: Kids, Teenager, Menschen allen Alters, merken einfach, ob Du gerade wirklich Lust auf das super-alberne Spiel hast, das Du anleitest. Oder ob Du es gerade nur mit ihnen spielst, weil dir nichts Besseres einfällt. Menschen spüren, ob du selbst wirklich von etwas begeistert bist, oder es nur vorgibst.

Unser Tipp: Sprich einfach im Vorfeld an, dass Du noch frisch im Job bist. Oder dass Du Dir ein neues Spiel bei einem Kollegen abgeguckt hast – und es jetzt zum ersten Mal mit der Gruppe ausprobieren willst. Die meisten Menschen werden Deine Authentizität mit Verständnis und Unterstützung begegnen!

Authentizität als pädagogische Superkraft

Nun kommen wir zum wohl best behütetsten Geheimnis der Pädagogen. Es verleiht Dir die pädagogische Superkraft. Wenn wir Dir einen Tipp gegen dürfen, der Deine pädagogische Arbeit zu 100 Prozent revolutionieren und potentialisieren wird lautet es: Sei wer Du bist.

Das ist das A und O bei der pädagogischen Arbeit. Und vermutlich auch im Leben generell 😉

Du kennst das bestimmt aus Deiner Kindheit: Pädagogen, die Dir erzählen, dass Rauchen ganz schlecht ist. Dass Du niemals damit anfangen sollst. Die Du dann aber in der Pause dabei beobachtest, wie sie sich in ein stilles Eckchen verzeihen und sich erstmal ne Zigarette anzünden.

Hier wollen wir Dich auffordern anders zu denken. Anders mit Menschen zu arbeiten.

Sei du selbst und sei authentisch. Denn das wirkt,
Kannst Du authentisch sein?

Zeig mir Deine Schwachstellen…

Statt das Rauchen zu verheimlichen, könntest Du mit den Kids ein Gespräch über Sucht führen. Erklären, wieso Du damals begonnen hast zu rauchen. Damit könnte ein tiefes Gespräch über das Gefühl „um jeden Preis dazu gehören wollen“ entstehen.

Wir haben durch solche Situationen schon vielfach die Erfahrung gemacht, dass Kinder und Jugendliche sich auf uns als Pädagogen ganz anders einlassen, wenn wir Ihnen mit Authentizität begegnen. Uns etwa nicht davor scheuen, unsere eigenen Fehler und Mängel zu thematisieren. Offen mit dem zu sein, wer wir wirklich sind.

In unseren Augen ist das viel wirksamer, als der „geleckte, makellose Vorbildpädagoge“ – der sich dafür aber eine Maske überstreifen muss. Die Essenz hinter unserem Wunsch nach Authentizität in der pädagogischen Arbeit, entstammt daraus, dass wir wissen, dass unsere Arbeit dann um ein vielfaches wirksamer ist.

Kein Jugendlicher wird sich auf ein tiefes Gespräch über sensible Themen, wie Mobbing, Beziehung oder Gruppendruck einlassen, wenn Du ihm in der aufgesetzten Rolle des perfekten Vorbildes begegnest.

Wenn Du Dich als Person selbst kennst und etwas Authentisches von Dir preisgibst, wirkt das auf die Menschen. Du wirst überrascht sein, wie tief…

Mache auf keinen Fall diesen Fehler

Es gibt einen Fehler, den so gut wie jede *r Erlebnispädagoge *in zu Beginn seiner *ihrer Karriere macht: Du siehst wie cool Dein Kollege mit den Kids umgeht. Wie gut er mit bestimmten Witzen oder seinem Slang bei den Jugendlichen ankommt.

So willst Du auch bei den Kids wirken. Du kopierst ihn.

Den Rest brauchen wir Dir nicht weiterzuerzählen oder? Ist ja klar, dass Du mit solchen „gespielten“ Rollen einfach nur scheitern kannst – zumindest auf lange Sicht.

Das gleiche gilt übrigens auch für alle Lebenssituationen, in denen Du mit Deiner Person im Mittelpunkt stehst: Für Bewerbungsgespräche, Referate, Präsentationen, Deine Trauzeugen-Rede auf der Hochzeit Deines besten Kumpels…

Hab also den Mut, Deinen eigenen Style zu finden und wirklich authentisch in Deiner Anleiter *innen-Rolle anzukommen. Dafür brauchst Du vermutlich ein wenig Geduld… für die meisten von uns war es anfangs schwierig vor größeren Menschenmengen zu sprechen und sich plötzlich wie eine Alleinunterhalter *in auf dem Kreuzfahrtschiff zu fühlen. Da kann es sich sicherer anfühlen, erstmal das Nachzuahmen, was wir uns beim Yoga-Lehrer abschauen.

Authentisch sein bedeutet nicht, dass Du auch mal in andere Rollen schlüpfen kannst.
Tipp: Leite nur Spiele an, auf die Du selbst wirklich Lust hast.

Praktische Tipps für mehr Authentizität

Wie kannst Du also als Mensch, der mit Menschen arbeitet, authentisch sein?

Ein erster Schritt kann zum Beispiel sein, den Teilnehmenden gegenüber einzugestehen, dass Du Dir unsicher bist, wo der Weg bei der Wanderung entlangführt. Oder dass Du bei den Vorbereitungen etwas nicht bedacht hast. Einen Fehler gemacht hast. Oder einfach, dass Du etwas zum ersten Mal machst.

Hier haben wir ein paar Ideen für die Praxis gesammelt.

  • Vor der Gruppe zugeben, dass Du etwas nicht weißt.
  • Outen, dass Du etwas zum ersten Mal anleitest, ausprobierst…
  • … und zugeben, dass Du deshalb nervös bist.
  • Vor der Gruppe zugeben, dass Du einen Fehler gemacht hast.
  • Deine Sprache natürlich fließen lassen, statt besonders pädagogisch / schlau / witzig klingen zu wollen.

Authentizität erfordert Flexibilität

Was also tun, wenn du nicht 100% hinter der Aktion stehst, die Du gerade eigentlich anbieten willst?

Ändere sie. Mache sie passend. Plane um.

Bring Dich in Stimmung, so dass Du plötzlich doch (wahrhaftige) Lust für das Projekt hast. Oder sprich mit Deiner Gruppe und erklär, wie es um Dich steht… um dann Gegenvorschläge in den Raum zu werfen.

Wir wissen: Das verlangt eine ganze Menge Flexibilität, einen großen Methodenschatz, eine gute Einschätzung Deiner Gruppe, Feingespür für Dich selbst… aber wir glauben, dass es diese Dinge sind, die Dich zu einer *m wirklich guten Erlebnispädagogen *in machen.

Im Laufe Deiner Karriere, wirst Du zunehmend herausfinden, „was Dein Ding“ ist… wie Du authentisch vor Gruppen stehen kannst. Ein Grundsatz ist: Je besser Du Dich selbst kennst, desto leichter wird es Dir fallen, anderen Menschen mit Authentizität zu begegnen.

Wenn Du weißt, wer Du bist, ist es leichter authentisch zu sein.
Authentizität kann auch unsere Chef

Wege zur Authentizität

Wenn Du Deine Authentizität auf ein neues Level bringen möchtest, können wir Dir empfehlen Dich mit Dir selbst zu befassen.

Grundsätzlich hilft Dir alles dabei authentischer zu werden, was Dich Dir selbst näher bringt. Alles, was Dir hilft besser zu verstehen wer Du bist und warum Du tust was Du tust.

Zum Beispiel eine Visionssuche, ein Feuerlauf und andere Workshops, in denen Du Dich selbst neu erfahren kannst. Oder andere Erlebnisse wie eine Weltreise oder Fernwanderungen können Dir neue Zugänge zu Deiner Authentizität verschaffen.

Aber es gibt auch „alltagstaugliche“ Wege zu Deinem selbst wie zum Beispiel Meditation oder bestimmte Formen des Yogas.

Damit bist Du auf dem besten Weg, zu Deiner eigenen Erlebnispädagogik. Deinem eigenen Verständnis davon, wie Du mit Menschen arbeiten und sein willst.

Oder falls Du Lust hast, Dich auf eine Reise zu Deiner eigenen Authentizität zu begeben, dann laden wir Dich in unsere Erlebnispädagogik Ausbildung ein.

Pädagogische Konsequenzen von Authentizität

Damit sind wir am Schluss angelangt. Und bei unserem Fazit:

In der Erlebnispädagogik geht es um den Menschen. Als Leiter*in und Vorbild sind wir quasi zur Authentizität verpflichtet!

Einfach weil die Erlebnispädagogik ohne Dein „echtes Ich“ nicht wirken kann.

Daraus entstehen ein paar einfache Schlussfolgerungen für unsere Arbeit als Erlebnispädagogen *innen:

  • Sei wer Du bist.
  • Sei ehrlich.
  • Nimm wahr, was grade ist – nicht was grade auf dem Ablaufplan steht.
  • Ich bin ok, Du bist ok.
Authentizität ist ein wichtiger Teil unserer pädagogischen Arbeit.