Die Ökosophie als Bildungsideal der Postmoderne versucht, eine Antwort auf den Entfremdungsprozess des Menschen von seiner natürlichen Umwelt zu leisten. Dabei geht es hier nicht darum, ein neues wissenschaftstheoretisches Feld zu eröffnen. Vielmehr geht es um den Grundgedanken, dass hinsichtlich einer systemischen Orientierung der Pädagogik an sich eine ökosophische Ausrichtung in jedem pädagogisch- didaktischen Prozess zu verankern ist. Und somit aufgrund der genannten Problematik in jedem Akt der menschlichen Bildung Sinn macht.
Die gesellschaftstheoretische Relevanz wird vor allem dadurch deutlich, dass die Ökosophie eine Balance zwischen wirtschaftlicher Ökonomie und natureller Ökologie ermöglicht. Mit dieser wiederum könnte global bestehenden ökologischen Gefahren nachhaltig begegnet werden. Hierzu ist ein gesellschaftliches und vor allem individuelles Neu- und Umdenken erforderlich, zu welchem die Ökosophie als Bildungsideal einen wesentlichen Beitrag leisten kann.
Ökosophie? Was ist das denn?
Dem Begriff der Ökosophie wird nicht genüge getan, würde er lediglich auf den Aspekt der Ökologie bezogen. Als neuer Begriff fällt es zunächst schwer, ihn eindeutig zu definieren. Die bisherige Verwendung des Begriffes ist relativ vieldeutig und im Wesentlichen auf die Ökologie bezogen. So wird die Ökosophie auf der Internetseite www.oekosophie.de wie folgt definiert:
„Ökosophie: Entfalten der eigenen Weisheit, gut und umweltbewusst zu leben ohne Verzicht“
Mangels einer einheitlichen Definition des Terminus „Ökosophie“ muss der Begriff an sich genauer untersucht werden:
Im Terminus „Ökosophie“ findet sich zunächst das dem griechischen oikos entstammende „Öko“, was so viel wie Haushaltung oder auch Ökonomie bedeutet. Den zweiten Teil bildet das griechische „Sophia“- die Weisheit.
Somit kann die Ökosophie zunächst als die Weisheit der Haushaltung übersetzt werden. In der Übersetzung des Dudens des griechischen “Oikos” findet sich jedoch auch der Begriff der Ökologie. Dieser meint zum einen die angesprochene Haushaltung. Er kann jedoch auch als “Wissenschaft von den Wechselbeziehungen zwischen den Lebewesen und ihrer Umwelt” ausgelegt werden.
Wir verstehen Ökosophie also als Weisheit der Haushaltung, welche die Beziehungen der Lebewesen zu ihrer Umwelt mit einbezieht.
Der Aspekt der Beziehungen der Lebewesen zu ihrer Umwelt ist damit eng verknüpft. Eine harmonische Beziehung aller Lebewesen zu ihrer Umwelt soll angestrebt werden Dies gilt sowohl im Sinne eines ausgeglichenen Miteinanders der Menschen, als auch im Sinne der Beziehungen der Menschen nach außen. Hierbei bezeichnet die Umwelt sowohl die Arbeitswelt als auch die natürliche Umwelt an sich. Maß aller Dinge kann dabei lediglich das Subjekt sein.
Die Ökosophie umfasst somit zunächst einem humanistischen Begriff von Bildung. Es gilt, alle im Menschen veranlagten Anlagen und Fähigkeiten zu entwickeln und seine Würde zur Entfaltung zu bringen. Nur so kann auch dem Streben nach echter Menschlichkeit Raum geben werden.
Ökosophie und Subjektive Didaktik
Dabei gehen wir im Sinne der Subjektiven Didaktik davon aus, dass eine direktive, linear- kausale Beeinflussung des Menschen kaum möglich ist. Es können lediglich Anreize (Perturbationen) gesetzt werden, die den Menschen dazu bewegen, sich gemäß seiner subjektiven Strukturdeterminiertheit neu auszurichten.
Ökosophie soll vor Allem als Vermittlungsversuch von dem Menschen immanenten, verschütteten oder verborgenen Kontakten und Zugängen zu seiner natürlichen Umwelt und sich selbst, wie auch zwischen wirtschaftlicher Ökonomie und natureller Ökologie verstanden werden. Dieser dialektische Prozess begründet auch die Wahl des Begriffs des „Bildungsideals“. Der Mensch wird es auch unter größter Anstrengung nicht schaffen, sein Leben so auszurichten, dass es im völligen Einklang mit der Natur verläuft. Würde er dies vollbringen, wäre das Ideal zur Realität geworden. Und damit würde das Ideal als solches nicht weiter existieren.
Im Sinne dieses Ideals vermag die Ökosophie das Muster sein, welches das Wissen um sich selbst mit dem Wissen um soziale und natürliche Zusammenhänge verbindet. Wie in der Ökosophie geht es auch in der Erlebnispädagogik um die Vermittlung von subjektiven Eindrücken, Wissen, Fähigkeiten und Einstellungen. Diese sollen im Abgleich mit den subjektiven Konstrukten anderer Menschen in ein stimmiges Gesamtbild gefügt werden. Dies gilt unter ökosophischen Gesichtspunkten wiederum sowohl für das menschliche Zusammensein, als auch für den Dialog von Mensch und Natur.
Eine ökosophisch ausgerichtetes, gruppenpädagogisches Setting fokussiert also die gruppenimmanenten Ressourcen und den ökonomischen Umgang damit. Sie berücksichtigt aber ferner auch das wechselseitige Verhältnis der Gruppe zu ihrer jeweiligen Umwelt. Dies endet jedoch durch die (öko-) systemische Sichtweise nicht jenseits der Mauern der jeweiligen Institution. Es ist als ganzheitliches Verhältnis des Menschen zur Umwelt zu verstehen. Die nähere Umwelt bezeichnet das Wirkungsfeld der Gruppe, während die weitere Umwelt als die natürliche Umwelt, die Natur zu verstehen ist.
Zum Autor
Leif ist nunmehr offiziell über die Hälfte seines Lebens in der Erlebnispädagogik unterwegs. In der zweiten Hälfte der ersten Hälfte (Studium) durfte er mitunter leidvoll erfahren, dass es mehr Bücher als Zeit gibt. Daher und um dieses Verhältnis für die Nachwelt wieder zu ändern schreibt er hochambitioniert Zusammenfassungen von Zusammenfassungen. Und hofft dass deren Essenz dennoch erhalten bleibt…